Die Komtessa und der Kritiker

Die Komtessa Arroganzia von Hochnasen war berühmt für ihren Liebreiz und überall innerhalb der Grenzen Mickerburgs nur allzu gut bekannt. Grund hierfür waren jedoch weniger ihre Schönheit und Anmut, wobei sie zweifelsfrei über beides verfügtte – trotz einiger strategischer Reserven an Körperfett, die sie selbst über alle Maßen verabscheute, weswegen sie häufig sehr lange und ausufernde Diskussionen darüber führte, solange bis niemand mehr wagte ihr auch nur im Geringsten beizupflichten. Viel mehr nämlich waren es ihre üble Laune an guten Tagen und ihre wütenden Anfälle von Tobsucht an den schlechten, mit welchen sie die Mickerbürger identifizierten. Darüber hinaus hatten ihre ausufernden Erwartungen an einen Liebhaber mit der Zeit bewirkt, daß noch nicht einmal das immense Ego eines mit übermäßigem Selbstbewusstsein ausgestatteten Mickerbürgers ausreichte, um sich ihr gegenüber nicht klein und unbedeutend zu fühlen.

Worthreich jedoch kannte auch ihre andere Seite. Die Komtessa konnte nämlich auch sehr herablassend und spöttisch sein, außerdem verfügte über einen geradezu legendären Sinn für Zynismus. Aber trotz aller abfälligen Bemerkungen der Komtessa bezüglich Worthreichs Sprachfehler – er konnte nämlich nur in zotigen Reimen sprechen – hatte ihn dies seit jeher eher angespornt sie zu erobern. Zumindest für eine Nacht  – vor allem um den Wirt und ferner sein eigenes Ego zu befriedigen. 

Ja, dieses Mal stand weitaus mehr auf dem Spiel, als nur sein Selbstwertgefühl, denn wie er beim Erwachen zu seinem eigenen Bedauern feststellen musste, hatte Wirth ihm die Rechnung des Abends mit  dem umstehenden Vertragstext mit Reißnägeln an die Brust geheftet. Sollte es ihm nicht gelingen eine Liebesnacht mit der Komtessa Arroganzia von Hohennasen bis zum kommenden Vollmond zu verbringen, dann würde der grimmige Schankmeister ihn um Leib und Seele erleichtern.

Sehr zum Mißfallen des widerwärtigen Literaturkritikers Adolf Rumzick , der Worthreichs Bestrebungen als das überambitionierte Kratzen an seiner Position empfand. Obwohl die Komtessa es immer bevorzugt hatte, sich von Rumzick, vor allen anderen ihrer Günstlinge, umgarnen zu lassen, wußte der Kritiker nur zu gut, daß ihre Gunst auf tönernen Füßen gebaut war. Rumzick, der ihrer zuhöchst überkandidelten Aura unausweichlicherweise völlig hatte verfallen müssen, wachte daher eifersüchtig über jedes Quantum ihrer Aufmerksamkeit. Als Präsident des „Mickerbuger Literatenzirkel Reimwohl“, jenem Verein, dessen Zugehörigkeit für das Schicksal eines jeden Dichters und Autors im Lande Mickerburg von entscheidender Bedeutung war, war er entschlossen all seine Macht dafür einzusetzen, Worthreich aus demselben für imer ausgeschlossen zu halten. Denn, wenn sich Rumzick eines gewiß war, dann war dies die Tatsache, daß kein Worthreich jemals Einzug in den Literatenzirkel halten würde, solange er nicht tot und zumindest 50 Jahre lang vergraben war*. 

Zwar war der Kritiker alles andere als selbstkritisch und ebenso von Worthreichs Mangel an Talent überzeugt, wie davon, daß die Welt eine Scheibe sei, trotzdem aber wollte es ihm einfach nicht gelingen sein Temperament in Zaum zu halten, sobald das leidige Thema Worthreich zur Sprache kam. Die Komtessa amüsierte dies so sehr, dass sie ihn stets neckte, hinhielt und neue Liebesbeweise von ihm forderte, um ihn in einem Zustand der Gefügigkeit zwischen Verzweiflung und Hoffnung verharren zu lassen – gerade genug, um ihn an sich zu binden, aber nicht ausreichend um sich selbst verpflichten zu müssen. Und wenn Sie ihn ärgern wollte, brauchte sie nur Worthreich in einem kurzen Nebensatz zu erwähnen, um Rumzick die Zornesrörte auf die hohe und stets ölig glänzende Stirn zu treiben. Und wenn sie ihn ganz besonders ärgern wollte, bestellte sie Worthreich zu einer Lesung auf ihr Familienanwesen.

Für Rumzick, der um seine eigene Position bei Hofe hart hatte kämpfen müssen, war ein Worthreich, der die ihm heilige Lyrik nicht nur banalisierte, sondern sie zur Alltagssprache machte, ein gewaltiger Dorn, wenn nicht gleich ein ganzer Baumstamm im Auge: Ein junger Wilder, beseelt vom Sturm und Drang, dessen Talentlosigkeit nur noch von der Tatsache übertroffen wurde, daß er derselben absolut gleichgültig gegenüberstehen zu schien. Doch damit nicht genug –  weitaus schlimmer für Rumzick waren das unbändige Besttreben Worthreichs ihn von der Qualität seiner Dichtung zu überzeugen und sein, selbst für mickerbürgerliche Verhältnisse, fast schon pervers überdimensionierte und abnormal unerschütterliche Ignoranz, an der jegliche Kritik abzuperlen schien, wie die Schweißtropfen von Rumzicks fettiger Stirn. Das Schlimmste jedoch war für ihn, daß Worthreich selbst von all diesem scheinbar gar keine Notiz nahm. Stattdessen sah dieser Rückschläge nur als Beweis für seine eigene Genialität an, die für den Rest der Welt so furchteinflößend sein musste, daß sie mit aller Macht versuchte ihn daran zu hindernmit seiner Arbeit weiterzukommen. Dies wiederum hatte Worthreich fortan zum Anlaß genommen, sich aus dem Konkurrenzkampf zurückzuziehen und stattdessen auf den Hedonismus zu besinnen. 

Und so geschah es. Nacht für Nacht marodierte er mit Tunichgut Tollhaus und Taugenix Tagdieb durch die Gassen Mickerburgs, um den wenigen tagwerkenden Mickerburgern lautstark den Schlaf zu rauben. Auf Rumzick, den er seit seiner Ablehnung beim „Mickerburger Literatenzirkel Reimwohl“ unermüdlich bemüht war die hohe Qualität seiner Lyrik zu demonstrieren suchte, hatte er es hierbei besonders abgesehen. Worthreich war davon überzeugt, daß Rumzicks Ignoranz seinem Werken gegenüber einer schlechten Informationslage geschuldet war, die wiederum durch erstere bedingt wurde. Die Penetranz seiner Bemühungen stand hierbei im proportionalen Verhältnis zum Alkoholgehalt in seinem Blut. Nicht selten musste es Rumzick erleben, wie er, gerade noch als König von Mickerburg, in einer Welt, in der es niemals einen Worthreich gegeben hatte, glücklich ob der satten Steuereinnahmen dem bezylinderten Hahn, der eben noch sein Finanzminister gewesen war die Feder schüttelte, während sich dessen in immer unverständlicher werdendes Gegacker übergehende Lobeshymnen auf Rumzicks Führungsqualitäten langsam in die hohe, weiterhin gackernde Stimme des mit Hingabe dichten(den) Worthreich umzuformen begannen. Das waren die Momente in denen der Traum kippte und Rumzick zurück in die Welt wies, in der sein Tag damit begann, daß ein Worthreich diarythmisch seine Morgenroutinen durcheinanderbrachte – fast täglich, tagein und tagaus. Für gewöhnlich erwachte Rumzick in einem übelriechenden Bade aus kaltem Angstschweiß und  anderen Körperflüssigkeiten, das seiner Meinung nach jedoch perfekt mit den, von Worthreich so hingebungsvoll vorgetragenen, dichterischen Ergüssen harmonierte, die er allmorgendlich durchzustehen hatte. 

Dabei war Worthreich der felsenfesten Überzeugung, daß ein Schöngeist und Literaturgourmet wie Rumzick zweifellos die Kommodität, von der lyrischen Anmut der wortreich (wenn auch ein wenig lallend) von Worthreich vorgetragenen Verse sanft in den Tag getragen zu werden, irgendwann mit der Aufnahme in den Dichterzirkel, oder wenigstens mit einer wohlmeinenden Kritik belohnen würde.

Es war also alles andere als einfach, Worthreich aus der eigenen Wahrnehmung zu verbannen und als einen realitätsfremden Spinner zu ignorieren. Rumzick war sich seiner Zwangslage durchaus bewußt. Denn obwohl Worthreichs „Reimquälereien“ (Opus in vier Akten) seiner Meinung nach das Schlechteste waren, was jemals seine Ohren beleidigt hatte, so wußte er doch auch, daß Worthreich den eigenen Sprachfehler entweder geschickt oder mit einer geradezu teuflisch-glückhaften Treffsicherheit einsetzte. All seine „Obszönitäten und Ausfälligkeiten, sowie sein Brunftgeschrei„, ja selbst das unverständliche Gelalle eines vollkommen und absolut völlig vollen Worthreich waren ohne Zweifel noch in Reime verpackt, die Rumzick keinerlei Ansatz für Kritik boten:

„O dahlla al un salldas da

hab lala halal blablabla..:“

Ja, Rumzick war sich sicher, daß seine persönliche Katastrophe nur eine Frage der Zeit war, nicht gelänge rechtzeitig einzuschreiten würde. Hinter dieser harmlosen Fassade eines „ebenso an Größenwahn, wie in gleichem Maße an Motivationslosigkeit leidenden Tagediebs lauert die Subversion„. Was wäre, wenn ihm das Unerreichbare zufiele und Worthreich König von Mickerburg würde… Schließlich hatte er, Rumzick, einzig und allein darüber zu entscheiden, welche Stellung ein Dichter im Volke der Mickerbürger zu bekleiden hatte. Noch nie war es vorgekommen, daß einer der Emporkömmlinge nicht irgendwann erkannt hätte, wo sein rechtmäßiger Platz war, hatte Rumzick ihn erst einmal angezählt.

Aufgrund seiner hässlichen Erscheinung und seines abstoßenden Charakters, war Rumzick schon immer sehr ambitioniert und ehrgeizig gewesen und duldete keinen begabten Dichter neben sich. Allen voran aber schon gar keinen solch talentlosen, wie Worthreich, der bar jedweden Strebertums, überhaupt nicht vorgab, irgendetwas zu versuchen, sondern schicksalhaft mit jedem Satz blindlings ins Schwarze traf und sich auf diese Weise ohne darüber groß nachdenken zu müssen nach oben plappern musste. Rumzicks einzige Hoffnung bestand darin, daß es Worthreich niemals gelingen würde eine einzige „Aussage von Bestand“ von sich zu geben. Aber selbst wenn Worthreichs Werk inhaltlich zu 99,99% aus Nieten bestand, so würde schon der eine perfekte Reim genügen, um nicht nur Rumzick von seinem Kritikerthron zu stürzen.

Nach einer alten Prophezeiung nämlich, sollte derjenige König von Mickerburg werden, der es vollbrachte den perfekten Reim zu Papier zu bringen – so steht es gemeißelt auf einem alten Menhir, der seit Menschengedenken den mickerburgischen Marktplatz markiert:

Des unbekannten Dichters Feder

deren wohlgewandte Eleganz

den Göttern gar zu Ruhm gereicht

erstummen lässt alles Gezeter

und raubt der größten Zeilen Glanz

nun, das ist gar nicht mal so leicht

Drum sei des Mickerbürgers Lohn

der solch edle Schrift verfasst

gebaut auf dem perfektem Reim

der mickerburg’sche Königsthron

und alles Geld, das er verprasst

für Saus und Braus und Eigenheim!“

Mit der Zeit war es daher für Rumzick zur Obsession geworden, den verhassten Worthreich bei jeder sich bietenden Gelegenheit anzugreifen und ihm damit beinahe soviel Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, wie Worthreich sich selbst zukommen liess.  Dessen Sprachfehler sah Rumzick als „letzten Beweis für die latente Obszönität der Natur“ an – eine seltene Mutation, deren evolutionäre Beweiskraft aufgrund ihrer Gebundenheit an eine winzig kleine, gut versteckte, absolut überflüssige und trotzdem völlig überfüllte ökologische Nische nicht nur Gott spottete, sondern sogar:

„…der Natur in nichts anderem dient, als der Verhöhnung des sensiblen, christlich-kultivierten Dichterherzens selbst. Worthreichs Gestammel ist vergleichbar mit einem Primitiven, der rythmisch die Buschtrommel schlägt und so einem nach außen getragenen, triebhaften Verhalten seinen akustischen Ausdruck verleiht. Denn erst die Entdeckung der feinen Strukturen klassischer Kunst und Musik hat unsere Sinne soweit erleuchtet, dass wir heute, als kultivierte Bewohner des Abendlandes imstande sind, die urtümlichen Buschtrommeln der Wilden als das zu erkennen, was sie sind.

Immerhin erbringt Worthreich allein mit seiner Existenz den Beweis dafür, daß mancher Mensch wohl doch vom Affen abstammt. Oder zumindest dieser eine. […]

Die Tatsache, dass man solch kakophonisches Brunstgeschreie heutzutage wieder an den einschlägigen Treffpunkten der Jugend akustisch aufobtruiert bekommt, sagt uns einiges über den Geisteszustand unserer Gesellschaft – und ich denke eine Phrase ist niemals zu abgedroschen, wenn sie den Kern des Pudels trifft. Daher warne ich Sie, meine lieben kultivierten abendländischen Co-Gourmets des in Schriftform gegossenen Intellekts: Wehret‘ den Anfängen […] 

In Wirklichkeit sind die Machwerke Worthreichs nichts anderes, als die „lyrische“ Form der Negermusik!“   

(Adolf Rumzick, „Der unedle Wilde“, Pamphlet)

Sein eigenes Werk war nach Rumzicks Angaben so bedeutend, dass er es der Öffentlichkeit immer verweigert hatte. Diese, so Rumzick verfüge „über keinerlei poetischen  Zugang“, bzw. „nur über mindere Intelligenz“ und „würde mein Werk mit unangemessenen Interpretationen beschmutzen.“ 

Leider hat keines von Rumzicks literarischen Werken den Lauf der Zeit überstanden und so ist deren Wert heute nur noch schwer festzustellen. Die Apologeten Rumzicks betonen, dass die Abwesenheit sämtlicher Ergüsse, die jemals Rumzicks Feder entflossen waren, im literarischen Kosmos deren „Inmakularität“ zu bewahren helfe. Einige glauben sogar, Rumzick werde am Ende aller Tage auf die Erde zurückkehren, um zu richten über alle unbegabten Dichter, nach dem ruhmreichen Sieg Rumzicks über seine ewige Nemesis, Worthreich, seines Zeichens der erklärte Satan dieser stark verklärenden Fabel. Eine extrem fundamentalistisch eingestellte Anhänger dieses obscuren Kultes sind überdies hinaus davon überzeugt, daß die Hölle nur für Satiriker geschaffen war, die in den Tiefen der hohlen Weltscheibe dem jüngsten Tag ihrer Befreiung entgegen harren.  

Selbstverständlich war der „Titan unter den Literaturkritkern“, wie Rumzick sich selbst gern genannt zu hören pflegte, von der Überzeugung beseelt, daß ihm und keinem anderen der Thron Mickerburgs zustand. Sein einziges Problem bei der Sache war jedoch daß ihm leiderder perfekte Reim einfach nicht gelingen wollte. Rumzick war sich sicher darin, daß eine finstere Verschwörung ihn daran hinderte, den Schlüssel zur absoluten Macht zu erlangen. Und in seiner Vorstellungswelt konnte nur einer – Worthreich –  dafür verantwortlich sein. Sein Versuch, Worthreichs Mitverschwörer zu entlarven war jedoch bislang ohne Erfolg geblieben, denn obwohl jeder in Mickerburg diesen Tunichgut und diesen Taugenix zu kennen schien, so entzogen sie sich auf scheinbar magische Weise Rumzicks Wahrnehmungsbereich.

Aber er gab nicht auf und so verbrachte er Abend für Abend damit systematisch Gruppen sich reimender Wortpaare zusammenzustellen in Hoffnung auf eine Offenbarung. Manchmal, kurz vor dem Einschlafen, begannen sich die richtigen Worte vor seinem inneren Auge zu formen, doch bevor er imstande war sie zu greifen und auszuformulieren, waren die Worte schon wieder verschwunden. So sehr Rumzick am nächsten Morgen auch versuchte, sie wieder zusammenzubringen, es wollte ihm einfach nicht mehr gelingen. Er hatte auch schon oft versucht sich wachzuhalten und mit seinem Notizbuch, einer Mausefalle gleich, die Ideen mit der Feder während des Einschlafens einzufangen. Aber jedesmal musste er am folgenden Morgen feststellen, daß der Schlaf ihn übermannt haben musste und er die Verse nur im Traum notiert hatte. Der Behauptung, Worthreich habe ihm seine Verse „vom Kopfkissen weg“ gestohlen, konnte Rumzick niemals beweiskräftige Argumente hinzufügen, zumal seine langjährige Kritik an Worthreichs Versen dieser ebenso entgegenstand, wie Worthreich dem Nachtschlaf. Rumzick jedoch war ein Tagarbeiter, dessen „Werk nicht auf dem seichten Grund der Inspiration, sondern auf einem soliden Fundament von Können und Wissen gebaut“ war. Er konnte die Bände sämtlicher Poeten und Schriftsteller Mickerburgs auswendig rezitieren und jedes Gedicht, das jemals in seiner Muttersprache verfasst worden war auf Jambus, Trochäus oder Pterodactylus analysieren. Er konnte jeden, der mickerbürgerlichen Literaturtradition entsprungenen Roman über sämtliche Metaebenen hinaus interpretieren und hatte jedem, noch so unbedeutenden, Patzer eine Tiefenanalyse zukommen lassen, deren vernichtende Wirkung schon so manche Dichterkarriere abrupt beendet hatte. Warum also wollte ihm diese eine Sache, die ohne Zweifel seine Bestimmung war, einfach nicht gelingen.

Rückblende auf ein Arbeitszimmer, eine dicke Staubschicht überdeckt weit auslaufende Gebirgszüge aus Büchern und Schriftrollen, in dessen Zentrum ein von Spinnweben besetzter Rumzick brütend vor sich hin sinniert: 

…Katze Tatze Glatze Fratze

Rosse Trosse Gosse Posse

Al Capone Ohne Bohne 

Rose Pose Soße Hose

sichten, dichten, wichten, richten

wiehren, stieren, gieren, schmieren

klotzen, protzen, glotzen, rotzen,

Wen juckt es schon, wenn ich mich kratze

solange ich nicht sitz‘ im Schlosse

Meinem Lebenswerk zum Lohne

langsam stinkt mir diese Chose

die Perfektion find ich mitnichten

so bleibt mir nur zu lamentieren

denn Reimerei ist mir zum Kotzen…

Nach all den vielen frustrierenden Jahren vergeblichen Bemühens war Rumzick zu der niederschmetternden Erkenntnis gelangt, daß sein Weg auf den Königsthron und damit auch in das Bett der Komtesse nur über einen Umweg zu erreichen war, der ihm eigentlich zutiefst widerstrebte. Da aber bekanntlich der Zweck die Mittel heiligt und Rumzick zudem kein Trick zu billig war, um seine dichterische Vorherrschaft in Mickerburg für alle Zeit zu besiegeln, hatte er einen perfiden Plan gefasst. Bei dessen Umsetzung gedachte er sich ganz auf Worthreichs Sprachfehler zu verlassen. Er musste einfach nur einen Weg finden, um Worthreich auszuspionieren und wahllos alles mitschreiben, was dieser so den lieben langen tag von sich gab. Sobald diesem irgendwann die ersehnten Verse, wie die Kekskrümel, aus dem Mund fallen gefallen sein würden – wenn auch nur rein zufällig, dann würde er, Adolf Rumzick, dafür sorgen, daß Worthreichs hernach für immer schweigen würde. Schließlich hatte er viel zu lange und viel zu hart dafür gearbeitet, als daß ihm der perfekte Reim nicht zustehen würde und außerdem war es alles sowieso Worthreichs Schuld. Wenn also jemand ein Dieb war, so meinte Rumzick, dann war es Worthreich und einem Dieb das zu stehlen, was rechtmäßig ohnehin nicht dessen Eigentum war, erschien dem Kritiker nur recht und billig. Alles was er tun musste war geduldig abzuwarten, bis sich eine günstige Gelegenheit bot, sein übles Vorhaben in die Tat umzusetzen…

Fortsetzung folgt in: Redundantistische Inspiration

 

*egal welcher von beiden

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